Mittwoch, 4. Juni 2008

Lesen ist nicht genug

Hi again!

Als ich nun Wilhelm Buschs Texte las, überraschte mich die Wirkung nicht schlecht.

Die Zuschauer reagierten mit einer stetig steigenden Heiterkeit.
Dass Lachen und Gegluckse beflügelte mich so sehr, besser gesagt es hat mir derartigen Spaß gemacht, diesen Affen Zucker zu geben, dass der Rhythmus des Lachens meine Rezitationsweise von Grund auf veränderte.

Erst durch dieses unverhaltene Gelächter wurde der Text vervollkommnet.
Es wurde zu einem wesentlichen und unverzichtbaren Bestandteil der Vortragsgestaltung.
Eben erst, als ich las, vor, mit und durch Publikum.
Welche Wohltat, zum Werkzeug des Herrn Busch zu werden.

Bei meiner zweiten Lesung, auch wenn diese unter ganz anderen Voraussetzungen stattfand, lachten die Leute wieder an ganz anderen Stellen.
War es meine leichtsinnige Lesart, die diesen überraschenden Rhythmuswechsel verursachte? Welchen Rhythmus Hat Busch denn beim Schreiben impliziert?

Den der sich da eben entwickelte?

Habe ich mein Publikum nachlässig geführt?
Oder liegt das am Publikum.
Ich werde versuchen die einzelnen Passagen der Lesung anhand der Aufzeichnung des Abends daraufhin zu untersuchen, wer den Rhythmus vorgibt, und wie...

Eines aber steht für mich fest:
Der Busch hatte wahrlich eine feinsinnig spitze Feder.

Nach hundert Jahren kann man überdies ganz gut erkennen, was er seiner Zeit abgeschaut und was seinen Visionen entnommen hat.

Genial jedoch war sicherlich die Perfektion mit der er die unabhängig von einander gültigen künstlerischen Formen des Zeichnens und Dichtens in seinen illustrierten Reimgeschichten kombinierte.
Auch habe ich erst vor kurzem erfahren, dass er auch gemalt hat - und das nicht schlecht.

Gibt es zeitkritische Autoren, die derart zur Erheiterung beitragen und dennoch anständig und vielschichtig treffsicher sind wie Wilhelm Busch?

Nennt sie mir.

Mich dürstet nach ihnen.

Jedenfalls die Freude, die mir mein Publikum am Ende der Lesung durch seine Ausgelassenheit bereitete, werde ich stets in meinem Herzen tragen.
Und ich bedanke mich bei Euch allen,die Ihr mir so herzlichen Applaus gespendet habt.

Danke


Der Vogel

Sonntag, 11. Mai 2008

Zucker und andere Leckereien

Hi!

Das mit dem Blogg ist die Idee.
Danke, Lotte!

Ich möchte die Chance nicht verpassen, Euch über einen ehrlich empfundenen Erfolg von mir zu berichten.

Vor einigen Monaten wurde ich eingeladen eine Lesung zu machen.
Die Werke des hannoverischen vor knapp über hundert Jahren verstorbenen deutschen "Kultautors" und Ahnherrn des Comic Wilhelm Busch sollte ich zum Besten geben.

"Max und Moritz" hat ja ohnehin schon jeder oft gehört, dacht ich mir anfangs zwar, aber ich konnte letzt endlich doch nicht Nein sagen.
Also hab ich mich hingesetzt und zu filtern begonnen.
Währenddessen wurde mir klar, wie vielschichtig das Schaffen von Busch ist.
Wer hätte ahnen können, dass Busch ein immer noch so erfreulich unterhaltsamer Schriftsteller war?

Z.B.: der kirchenkritische "Pater Filuzius".
Eine recht böswillige Geschichte über den Versuch eines "Pfaffen" sich fremdes Geld zu verschaffen.

Wie auf dem Silbertablett serviert Busch neben den Abgründen des Geizes, der Gier und der verlogenen Religiosität noch viel andere Unarten der menschlichen Natur, die uns alle gleichsam erheitern, weil wir die eigenen darin so deutlich wieder erkennen zu meinen.

Auch in der "Frommen Helene" kommt der Stand der Priester nicht gut weg. Allerdings rückt diese Bildergeschichte auch den Charakter des weiblichen Geschlechts in ein viel zu selten erstrahlendes Licht.

Warum haben es also nur "Max und Moritz" geschafft, das kollektive Unterbewusste zu erreichen, wenn eine derart große Menge an Texten ebenso erheiternd und geistreich sind?

Busch hat seine, durch die Jahre geläuterte Sicht des Lebens in gereimten Gemeinheiten verpackt, die sich bis heute ihre Aktualität erhalten haben; denn der Mensch so scheint es hat in den letzten 150 Jahren nicht dazugelernt. - und wenn, dann nur oberflächlich

Schon möchte ich darüber schreiben, wie die Aufführung auf mich gewirkt hat,
aber das muss ich mir bis zum nächsten Mal aufheben.
Also dann, auf bald,
der Vogel